BERUFLICHE VORSORGE
DIE VERSICHERTEN AM ERFOLG DER PENSIONSKASSEN BETEILIGEN
Der Stiftungsratspräsident der Pensionskasse SBB, Aroldo Cambi, übergibt 2025 sein Amt an Markus Jordi und übernimmt dessen Amt als Vizepräsident. Die PK SBB ist gut aufgestellt und beteiligt auch die Rentnerinnen und Rentner am Erfolg. Ein Gespräch mit Aroldo Cambi über Pensionskassen und Finanzen.
Aroldo, du trittst nach vier Jahren als Stiftungsratspräsident der PK SBB ab. Der (Noch-)Personalchef der SBB, Markus Jordi, übernimmt. Warum ist das so?
Das ist ein übliches Vorgehen. Alle vier Jahre, wenn eine neue Amtsperiode beginnt, tauschen die beiden Mitglieder des Präsidiums die Rollen. Die letzten vier Jahre war ich als Arbeitnehmendenvertreter Präsident und Markus Jordi als Arbeitgebervertreter Vizepräsident. Jetzt ist es umgekehrt. Eigentlich ändert sich dadurch nicht viel. Das Präsidium, also Markus Jordi und ich, und der Geschäftsführer, Iwan Lanz, bereiten die Geschäfte vor, die wir dann im Stiftungsrat diskutieren und verabschieden. Wir haben in den letzten vier Jahren sehr gut zusammengearbeitet, und ich bin sicher, dass wir dieses fruchtbare Zusammenspiel fortsetzen können.
Was sind die Früchte der Zusammenarbeit?
Ich habe sehr gute Nachrichten für die Versicherten: Nächstes Jahr werden wir sie am Erfolg der PK SBB beteiligen können. Die Pensionierten werden einen einmaligen Rentenzuschuss erhalten, dessen Höhe bis zu einer 13. oder sogar bis zu einer 14. Monatsrente betragen kann. Die genaue Höhe dieses Zuschusses hängt davon ab, wie sie einst verrentet wurden. Aktive profitieren von einer höheren Verzinsung: Statt dem BVG-Mindestsatz von 1,25 % erhalten sie 3 bis 4 %. Das sind die Früchte einer erfolgreichen Anlagestrategie, aber auch eines neuen Beteiligungsmodells, das wir im Stiftungsrat entwickelt und eingeführt haben. Die Voraussetzung für solche Ausschüttungen ist, dass die PK einen hohen Deckungsgrad hat und dass wir eine Performance realisieren, die eine Überschussbeteiligung erlaubt. Dieses Beteiligungsmodell führt dazu, dass solche Rentenzuschüsse unter Berücksichtigung der erwähnten Voraussetzungen nun systematisch ausgeschüttet werden können. Für mich persönlich war die Berücksichtigung der Rentner vom Anfang an eine sehr, sehr hohe Priorität.
Was ist in den letzten vier Jahren passiert?
Vor vier Jahren hatten wir eine sehr zermürbende Kampfwahl hinter uns. Das Vertrauen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmendenvertretung war beschädigt. Doch dann haben wir uns gefunden. Neben der Einführung des Beteiligungsmodells haben wir auch die Anlagestrategie angepasst. Wir operieren nun mit einem optimierten Risiko-/Renditeprofil und realisieren im Erwartungswert auch eine höhere Performance. Gleichzeitig ist die Pensionskasse der SBB äusserst stabil und der Deckungsgrad ist hoch. Diese positive Entwicklung war nur möglich, weil wir nach der schwierigen Anfangszeit sehr rasche gemerkt haben, dass es im Interesse aller ist, wenn wir intern Hürden abbauen, aufeinander zugehen und die Sache ins Zentrum stellen. Dass am Schluss die Versicherten profitieren, ist aber auch der Tatsache zu verdanken, dass wir eine gute gewerkschaftliche Vertretung im Stiftungsrat haben. Mir tut es sehr leid, dass SEV-Vertreter und SBB-Lokführer Marjan Klatt bei den Stiftungsratswahlen vor drei Monaten abgewählt wurde. Er ist sehr kompetent und war ein wichtiges Glied im Team.
Ihr hattet in den letzten Jahren gleich mehrere Krisen, mit denen ihr umgehen musstet. Wie habt ihr es geschafft, trotzdem so erfolgreich zu sein?
Wir haben immer Ruhe bewahrt und sind nie in Panik verfallen. Als wir angefangen haben, steckten wir mitten in der Covid-Pandemie. 2022 folgte dann der Angriff Russlands auf die Ukraine. Die beiden grossen Krisen waren kurzfristig auch an den Finanzmärkten spürbar. Doch wir sind sehr professionell und stabil aufgestellt. Unsere Anlagestrategie hat sich bewährt, und die Krisen an den Märkten hatten, längerfristig betrachtet, keinen Einfluss auf unser Ergebnis. Wir konnten sie gelassen aussitzen.
Aroldo, du bist nicht nur im Stiftungsrat und in der Anlagekommission der PK SBB, sondern auch bei der Symova. Die Symova ist die Pensionskasse vieler KTU. Wie sieht die Situation dort aus?
Auch dort sind wir gut unterwegs. Die Performance der Anlagen ist seit Jahren überdurchschnittlich gut und der Deckungsgrad ist bei vielen KTU hoch. Allerdings haben wir bei der Sy-mova noch kein Beteiligungsmodell, das es uns erlaubt, systematisch Mehrrenditen an die Versicherten auszuschütten. Aber wir haben soeben beschlossen, ein solches Modell einzuführen. Das Ziel ist, dass dieses Modell ab 2025 konkret zur Anwendung kommt und die Versicherten in Zukunft profitieren. Voraussetzung dafür ist die Kontinuität sowohl im Stiftungsrat als auch in der Geschäftsleitung.
Der Stiftungsrat der Symova wird 2025 neu gewählt. Was bedeutet das für die Weiterentwicklung?
Wie wir bei der PK SBB gesehen haben, ist es wichtig, dass wir eine starke Arbeitnehmendenvertretung haben. Das hatten wir bis jetzt auch dank Vincent Brodard und mir. Vincent tritt altersbedingt zurück und ich kandidiere wieder. Als Ersatz von Vincent schicken wir Melanie Piller ins Rennen. Sie ist eine ausgezeichnete Sozialversicherungsexpertin, die auch beim SEV arbeitet. Wenn sie gewählt wird, braucht sie keine lange Einführung, sondern kann gleich mitgestalten. Sie bringt viel Erfahrung mit. Leider hatten wir in den letzten Jahren eine hohe Fluktuation in der Geschäftsleitung. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, und ich bin überzeugt, dass wir bei der Symova ebenso erfolgreich in die Zukunft schreiten werden wie bei der PK SBB.
Letzte Frage: Du bist in erster Linie Finanzverwalter des SEV. Wie sieht es hier aus?
Sehr gut. Dank der sehr moderaten Beitragserhöhung vor einem Jahr kriegten wir das strukturelle Defizit in den Griff. Weil wir sehr sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen, sind wir auf Kurs. Bei den Mitgliederzahlen haben wir vor drei Jahren die Wende geschafft und wachsen bei den Aktiven wieder. Das ist sehr vielversprechend.
Michael Spahr
Stiftungsratswahlen Symova 2025
Anfang 2025 finden die Wahlen für den Stiftungsrat der Pensionskasse Symova statt. Bei der Symova ist das Personal von 46 Unternehmen versichert, darunter viele konzessionierte Transportunternehmungen wie die BLS, SOB, TransN, RBS und VZO.
Auch in der Symova gibt es sowohl eine Vertretung der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmenden. Der SEV stellt je ein Mitglied der Deutschschweiz und der Romandie. Für die Deutschschweiz sitzt Aroldo Cambi im Stiftungsrat. Er kandidiert wieder. Für die Romandie war Vincent Brodard, der jetzt abtritt, im Stiftungsrat. Melanie Piller soll ihn ersetzen. Der SEV hat die Freiburger Sozialversicherungsexpertin als Kandidatin aufgestellt.