GAV SBB/ SBB CARGO: «WIR SIND BEREIT FÜR VERHANDLUNGEN»
Die bestehenden Gesamtarbeitsverträge (GAV) von SBB und SBB Cargo werden bis Ende 2028 verlängert, darauf haben sich die Sozialpartner SBB, SEV und die anderen Personalverbände nach anspruchsvollen Verhandlungen geeinigt. Eine Zeit lang stand seitens SBB sogar eine Kündigung der beiden GAV im Raum, weil die Verhandlungsparteien unterschiedliche Standpunkte in Bezug auf die Loslösung der Bereichsspezifischen Arbeitszeitregelungen (BAR) vertraten, wie sie von der SBB gefordert wurde. Drei Fragen an Patrick Kummer, SEV-Vizepräsident und Leiter der Verhandlungsdelegation (VG).
Patrick, die beiden GAV wurden bis 2028 verlängert. Bist du zufrieden mit diesem Resultat?
Das Mandat aus der GAV-Konferenz SBB/SBB Cargo vom April 2024 war klar: Die GAV sollten verlängert und verbessert werden. Der SEV hat in einem ersten Schritt die Verlängerung angestrebt, ohne bereits inhaltliche Forderungen einzubringen. Dies in vollem Wissen darum, dass an der gleichen GAV-Konferenz ein breiter Forderungskatalog zur Verbesserung der beiden GAV verabschiedet wurde. Die Verlängerung haben wir erreicht, und damit die Anstellungsbedingungen für die nächsten Jahre gesichert.
In einem zweiten Schritt geht es nun aber darum, mit der SBB und SBB Cargo Verhandlungen zu führen, um die inhaltlichen Forderungen unserer Mitglieder auf den Tisch zu bringen und die beiden GAV wo nötig zu verbessern.
Wie hast du die Verhandlungen zur Verlängerung der GAV erlebt?
Dadurch, dass die SBB die Verlängerung der GAV an die Loslösung der BAR koppeln wollte, standen die Verhandlungen unter keinem guten Stern. Eine Loslösung der BAR kam für uns unter keinen Umständen in Frage, und war auch juristisch aus SEV-Sicht nicht möglich, ausser durch Kündigung der GAV. Schliesslich bestätigte auch die GAV-Konferenz vom 8. Oktober 2024, dass die BAR integraler Bestandteil der GAV bleiben sollen. Ich begrüsse es, dass die SBB von dieser Forderung schliesslich Abstand genommen hat.
Die Forderung nach einer Loslösung der BAR hat auch darum für Verwunderung auf unserer Seite gesorgt, da seitens SBB vorgängig noch nicht einmal konkrete Verhandlungen gefordert wurden. Der SEV wusste bis zuletzt nicht, was die SBB konkret ändern wollte an den BAR. Die Verhandlungsgemeinschaft ist grundsätzlich jederzeit bereit, ernsthafte Verhandlungen über einzelne BAR aufzunehmen. Wir hatten dies der SBB und SBB Cargo von Anfang an so auch signalisiert.
Was kommt 2025 im SBB-Dossier auf den SEV zu?
Das neue Jahr wird auf verschiedenen Ebenen intensiv. Da sind zunächst natürlich die Verhandlungen rund um die GAV. Einerseits werden wir BAR-Verhandlungen unter engem Einbezug der betroffenen Berufsgruppen aufnehmen. Andererseits werden wir im Laufe des Jahres 2025 Forderungen unserer Mitglieder zur Verbesserung der GAV einbringen und mit der SBB verhandeln.
Ein weiteres Thema, das den SEV gemeinsam mit der SBB und den anderen Sozialpartnern im 2025 beschäftigen wird, ist die Sicherheitskampagne «Gemeinsam respektvoll unterwegs». Der SEV hat sich in den letzten Monaten mehrfach dafür eingesetzt, dass die Aggressionsproblematik in den Bahnberufen angegangen wird. Die Kampagne mit der SBB ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der SEV fordert einen runden Tisch mit allen im öffentlichen Verkehr beteiligten Akteuren, um gemeinsam mit der SBB Massnahmen gegen Gewalt und Aggressionen gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen zu erarbeiten. Wichtig sind dabei konkrete Verbesserungen. Von steigenden Aggressionen gegenüber dem Personal im öffentlichen Verkehr sind jedoch alle Verkehrsträger betroffen. Wir brauchen deshalb ergänzend zur Kampagne der SBB eine SEV-Kampagne für mehr Sicherheit und für mehr Respekt gegenüber dem Personal im öffentlichen Verkehr, für die Kolleginnen und Kollegen auf den Zügen, an Bahnhöfen, im Bus, im Schiff, im Flugzeug und im Tram.
Chantal Fischer