B100-TAGUNG
WEITERHIN ZU VIELE ABGÄNGE
An der dritten Tagung des SEV für B100 der SBB berichteten diese erneut über viele Abgänge zu anderen Unternehmen, Unterbestände und fehlende Wertschätzung.
Über 30 Triebfahrzeugführende B100, kamen am 3. Juni an die dritte B100-Tagung in Olten (siehe SEV-Zeitungen 8/2023 und 8/2022) – neben zwei Zentralpräsidenten, mehreren SEV-Gewerkschaftssekretären und als Gast dem Leiter SBB Infrastruktur Intervention der SBB. Die Hälfte der Teilnehmenden arbeiten bei Infrastruktur Verfügbarkeit und Unterhalt (VU), die anderen auf Lösch- und Rettungszügen der Intervention oder sonst bei Infrastruktur, bei Cargo oder beim Personenverkehr, der aber keine B100 mehr ausbildet. Im SEV sind die B100 auf die Unterverbände BAU, LPV, RPV, TS und AS aufgeteilt. Deshalb organisiert der SEV seit zwei Jahren Tagungen für alle B100 der SBB, die alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: unattraktive Anstellungsbedingungen im Vergleich zu Privatfirmen und darum viele Abgänge, Unterbestände und Verlust von Knowhow. Zum Beispiel in vier VU-Teams im Raum Luzern können heute nur noch zwei der dortigen B100 auf mehr als zwei Dienstjahre zurückblicken, wie ein Teilnehmer sagte.
Nach der Einleitung und dem Referat von Tom Bettler am Morgen wurde am Nachmittag in Arbeitsgruppen über die Situation bei VU, Intervention und Cargo diskutiert. Zum Schluss wurden die Resultate im Plenum besprochen.
INFRASTRUKTUR INTERVENTION
Der Leiter Intervention Infrastruktur Tom Bettler erhielt im Februar 2022 vom SEV-LPV eine Petition von 129 B100 der Intervention überreicht – als Protest gegen ihre Diskriminierung beim Lohn, nachdem sie keine Marktzulage von 3000 Franken pro Jahr erhielten, die der SEV bei VU für rund 320 B100 erreicht hatte. Tom Bettler sagte an der Tagung, die Marktzulage werde zwar nicht eingeführt, doch sei ein neues Laufbahnmodell ausgearbeitet worden, das im dritten Quartal vom Führungsteam Infra-FUB genehmigt und dann eingeführt werden soll. Es solle den B100 sehr wohl Lohnverbesserungen bringen. Der Entscheid sei aber noch nicht gefallen. Erfüllt werde auch die Forderung der B100, künftig beim Aufstieg zum Gruppenführer ihre Funktion als Triebfahrzeugführer weiter ausüben zu können, die sie bisher abgeben mussten – obwohl ihre Polyvalenz und ihr Bahnwissen bei den Einsätzen wichtig sind. An manchen Standorten fehlt Personal (aller Funktionen), der Standort Brugg musste sogar per 1. Juni kurzfristig sistiert werden, um den Unterbestand in Zürich aufzufüllen.
INFRASTRUKTUR VU
Per 1. Juni 2023 hat VU ein neues Laufbahnmodell eingeführt, das neu drei Berufskategorien und zusätzliche Stellen vorsieht: neben den bisherigen B100 im Anforderungsniveau F, die neu Bauzugführer B100 Level 1 heissen, neu 30 Bauzugführer B100 Level 2 im AN G sowie 40 neue Bauzugbegleiter im AN E. Die genannten Bestände sollen bis 2027 aufgebaut werden. «Dieser Aufbau wäre positiv, ist aber bisher nicht gelungen: VU hat letztes Jahr 23 B100 neu ausgebildet, doch gleich viele haben VU verlassen», hielt Gewerkschaftssekretär Urs Huber fest. Kollegen verschiedener Standorte berichteten über Unterbestände, die mit Mitarbeitenden von Privatfirmen aufgefüllt werden müssen – zum Beispiel in Erstfeld seit Jahren und nicht erst seit der Sperrung einer Röhre des Basistunnels im August 2023. Die Einmietung eines B100 kostet unglaubliche Summen – das x-fache der Marktzulage von 3000 Franken, die keineswegs ausreicht, um die B100 zum Bleiben zu motivieren, wie die vielen Abgänge zeigen. Ein 34-jähriger Teilnehmer dazu: «Ich bin jetzt 7000 Franken unter dem Maximum und Privatfirmen bezahlen 15 000 bis 30 000 Franken mehr pro Jahr plus Benützung eines Autos!» B100 können nicht nur zu Privatfirmen im Bereich Bau wechseln, sondern z. B. auch zu Regionalbahnen.
Eingemietete B100 müssen eingeführt werden und beherrschen selten alle Funktionen der Festangestellten (Kran, Sicherheitswärter, Fahrleitungsmonteur usw.). So müssen die Festangestellten viel Mehrarbeit leisten – und kündigen erst recht. «In den oberen Hierarchien fehlt noch immer die Wertschätzung für die B100, ihre Polyvalenz und Bedeutung», bedauert Urs Huber. «Sie zahlen lieber Drittfirmen ein Vermögen, als die eigenen Leute zu honorieren.»
SBB CARGO
Zur Sprache kamen die Gehörschutzpflicht, die Ablösung des Funks Lisa durch Raco und die Massnahmen, mit denen die Leitung Produktion Cargo auf die Häufung von Unfällen reagiert hat, die aber Unklarheiten und damit Unsicherheiten offenlassen, wie die Diskussion zeigte. Kollegen finden es zudem ungerecht, dass B100, die Touren der B-Lokführer fahren, keine Tagespauschale von 19 Franken bekommen wie diese und zum Teil weniger Arbeitszeit angerechnet erhalten, wie ein Beispiel von Lausanne Triage zeigte.
Markus Fischer
Kommentare
B100 29/09/2024 20:31:06
Hallo zusammen,
Ich bin aktuell in Zürich angestellt. Zunächst wurde im Inserat ein Gehalt kommuniziert, das dann nicht eingehalten wurde – man könnte sagen, es war eine Art Lockangebot. Das Inserat wurde inzwischen angepasst, das Gehalt nach unten korrigiert. Außerdem wurde nirgendwo erwähnt – und wird bis heute nicht erwähnt – dass man für die Arbeit ein eigenes Auto benötigt. Der Führerausweis Kategorie B wird als Voraussetzung genannt, mehr nicht. Dennoch wird nun erwartet, dass man ein eigenes Auto besitzt, und es gibt keine Entschädigung für die Abnutzung.
Ich habe das in den letzten Monaten mehrmals angesprochen, die Führung hat immer nur gesagt: „Wir schauen.“ Für mich bedeutet das, dass ich ganz sicher kein Auto für ein paar seltene Einsätze um 04:00 Uhr morgens kaufe, die von der SBB gewünscht sind und bis zum Ende meiner Ausbildung nicht einmal thematisiert wurden. Die Leitung versäumt es, solche Dinge rechtzeitig anzusprechen und zeigt keinerlei Einsatz in dieser Hinsicht.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich von der SBB schwer enttäuscht bin. Ich befinde mich bereits im Bewerbungsprozess in die Privatwirtschaft, wo ich fair bezahlt werde und ein eigenes Auto mit Tankkarte erhalte. Es ist offensichtlich, dass die falschen Menschen bei der SBB in Führungspositionen sitzen, denn oben läuft alles problemlos.
Ich würde inzwischen jedem empfehlen, die Ausbildung direkt bei einem privaten Unternehmen zu machen. Aufgrund dieses unkorrekten Umgangs ist ein Wechsel unvermeidbar. Eigentlich war ich fest entschlossen, bei der SBB zu bleiben, basierend auf den Informationen, die ich hatte und die mir von der SBB schriftlich vorlagen. Ich hatte keinen Grund, einen Wechsel in Betracht zu ziehen, doch nun ist alles anders: Es gibt weniger Geld, und es scheint niemanden zu interessieren. Bis Januar werde ich weg sein.
Liebe Leitung der SBB, schaut euch doch mal die Bauabteilungen und die ständigen Abgänge an. Wenn ihr das als normal betrachtet und so weitermacht, beweist auch ihr absolute Inkompetenz.
Grüße,
B100