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KONGRESS 2025

16 NEUE KONGRESSANTRÄGE

Die SEV-Sektionen können dem höchsten Gremium unserer Gewerkschaft direkt Anträge stellen, ebenso die Unterverbände und die Frauen-, Jugend- und Migrationskommission. Vor der Behandlung am Kongress nimmt der Vorstand dazu Stellung. Dieses Jahr hat er von 16 neuen Anträgen alle gutgeheissen – ausser zwei.

Abgelehnt wird vom Vorstand der Antrag Nr. 4 der Migrationskommission, der eine Halbierung des Mitgliederbeitrags für Temporärangestellte fordert. Dies mit der Begründung, dass temporär angestellte Mitglieder die Leistungen des SEV (wie zum Beispiel Weiterbildungsangebote oder interne Veranstaltungen) nicht im gleichen Umfang nutzen können wie unbefristet angestellte. Denn «temporär angestellte Mitglieder sind in ihrer beruflichen und persönlichen Planung stärker eingeschränkt als unbefristet angestellte Kolleg:innen.»

Der Vorstand schreibt dazu: «Der reduzierte Mitgliederbeitrag von 50 % ist bei den aktiven Mitgliedern bei Beschäftigungsgrad von 50 % oder tiefer und bei Arbeitslosigkeit vorgesehen. Indirekt ist er also eine Folge der Einkommenssituation. Die bezüglich des Beschäftigungsgrads undifferenzierte Erweiterung auf temporär Angestellte erachten wir aus diesem Grund als nicht zielführend und sie kann im Einzelnen auch in sehr unfaire Situationen münden (…). Die angebotenen Dienstleistungen sind hingegen dieselben.»

Nur zur Prüfung entgegennehmen will der Vorstand den Antrag Nr. 11 des Unterverbands AS, der die Geschäftsleitung SEV beauftragen will, «bis zur Delegiertenversammlung SEV im Jahr 2026 eine Prozesslandkarte auszuarbeiten, welche sämtliche aktuell gültigen Prozesse im Haus SEV aufzeigt. (…) Ein besonderes Augenmerk ist auf die Aufteilung der Aufgaben zwischen SEV und Unterverbänden zu legen. (…) Um zu überprüfen, ob die Prozesse auch im Alltag gelebt werden, wird spätestens im Jahr 2027 ein Prozessaudit durchgeführt.»

Der Vorstand schlägt vor, diesen Antrag in der bereits bestehenden Arbeitsgruppe Prozesse mit Unterverbänden und Kommissionen zu diskutieren.

Alle 14 weiteren neuen Anträge empfiehlt der Vorstand zur Annahme:

FAHRVERGÜNSTIGUNGEN DES PERSONALS(FVP) WIEDER VERBESSERN

Der Antrag Nr. 1 vom Unterverband PV fordert, dass das Generalabonnement FVP und das Halbpreisabo FVP zu 100 % mit Reka-Geld bezahlt werden können, das GA FVP zudem in monatlichen Raten. Und dass das GA FVP bei Reiseunfähigkeit ohne Gebühr hinterlegt werden kann, wie das normale GA.

FRÜHPENSIONIERUNGEN ERLEICHTERN

Der Antrag Nr. 2 der VPT-Sektion Sottoceneri fordert die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die ein Vorruhestandsmodell ab dem 60. Lebensjahr für Busfahrer:innen der konzessionierten Transportunternehmen (KTU) untersuchen soll. Sie verweist auf die von Unisanté mit SEV, Syndicom und VPOD durchgeführte Umfrage zur Gesundheit von Busfahrer:innen mit dem beunruhigenden Ergebnis, dass fast alle von gesundheitlichen Problemen betroffen sind. Der «gesundheitliche Verschleiss» sei mit ein Grund für die Personalengpässe bei den KTU. Diese müssten daher dem Personal gute Arbeitsbedingungen bieten, und «dazu gehört auch die Frühpensionierung als eine Massnahme für diejenigen, die es nicht mehr schaffen, ihre berufliche Laufbahn vor dem regulären Rentenalter (derzeit 65 Jahre) zu beenden, ohne ihr Renteneinkommen zu gefährden.» Zudem würden Arbeitsplätze für Jüngere frei. Die Sektion verweist auch auf die bestehenden Modelle bei der SBB, im Bauhauptgewerbe und in anderen Ländern.

In die gleiche Richtung zielt Antrag Nr. 5 des Zentralvorstands VPT, aber ohne Fokussierung speziell auf das Buspersonal: «Der SEV nimmt Gespräche mit den Sozialpartnern auf, um bei den KTU Modelle der Frühpensionierung ab 60 Jahren einzuführen.»

ZUGPERSONAL-AUSBILDUNG LANDESWEIT ANERKENNEN UND HARMONISIEREN

Der Unterverband ZPV (Antrag Nr. 6) und die Sektion VPT BLS (Nr. 7) fordern Schritte zur Schaffung einer Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis für das Zugpersonal bzw. für Reisebegleiter:innen, wie sie für das Lokpersonal vor einigen Jahren eingeführt wurde. Zudem sollen die Bahnen (Zweit-)Ausbildungen im Bereich Reisebegleitung harmonisieren und gegenseitig anerkennen, fordert der VPT BLS (Nr. 8).

NACHTZUSCHLÄGE VERBESSERN UND EINE SAMSTAGSZULAGE EINFÜHREN

Der Unterverband AS verlangt in den Anträgen Nr. 9 und 10, dass der SEV bei den Unternehmen Zeitzuschläge für die Arbeitszeiten zwischen 20 Uhr und 6 Uhr unabhängig vom Beginn der Dienstschicht einfordert, sowie eine Zulage für Arbeit an Samstagen analog zur Sonntagszulage.

ANTRÄGE DER FRAUENKOMMISSION

Der SEV soll sich bei den Unternehmen für die Anerkennung von ausserberuflichen Erfahrungen und nutzbaren Kompetenzen aus nichtlinearen Lebensläufen in der Lohnfestsetzung stark machen und dafür einen Leitfaden erstellen, fordert die Frauenkommission im Antrag Nr. 13. Ihr zweiter Antrag (Nr. 14) verlangt, dass sich der SEV für einen Mutterschaftsurlaub von 20 Wochen einsetzt, von welchen zwei Wochen vorgeburtlich bezogen werden können. Und ihr dritter Antrag (Nr. 15) regt an, dass der SEV eine zentrale Kompetenz- und Anlaufstelle zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt einrichten soll.

UNTERVERGABEN = DUMPING

«Missbrauch der Untervergaben stoppen» heisst der Antrag Nr. 16 der VPT-Sektion TPF. «Sei es bei Buslinien, Schulbussen, Bahnersatz oder anderen Bereichen wie Reinigung und Technik, überall finden sich Untervergaben. Diese bringen grosse Risiken für Lohn- und Sozialdumping beim Personal mit sich», heisst es im Antrag. «Die meisten dieser Drittfirmen verfügen nicht über GAV und stellen ihr Personal zu Bedingungen ein, die deutlich schlechter sind als jene von Unternehmen, die einen GAV haben. (…) Untervergaben dienen im Service public dazu, Kosten zu reduzieren; den Preis dafür zahlt grundsätzlich immer das Personal.»

SEV-INTERNE BESTIMMUNGEN ANPASSEN

Der RPV Basel verlangt im Antrag Nr. 3, dass Neumitglieder erst nach einem Jahr aus dem SEV austreten können. Denn es komme heute gelegentlich vor, dass Neumitglieder sehr rasch wieder austreten, nachdem sie von diversen Aktivitäten und Kursen mit kompletter Kostenbefreiung profitiert haben.

Und die Sektion TPG will im Reglement über die Teilorganisationen im SEV neu die Möglichkeit vorsehen, Sektionsvorstände auch schriftlich oder elektronisch zu wählen (Antrag Nr. 12).

Markus Fischer