KONGRESS 2025
RÜCKBLICK 2022–2025: STARKE GEWERKSCHAFTSARBEIT

Seit dem Kongress 2022 konnte der SEV weitere Erfolge feiern. Der neue Präsident Matthias Hartwich setzte neue Akzente. Bei der SBB wurde der bestehende GAV verlängert. Auch bei den KTU war die GAV-Politik erfolgreich. Ein historischer Erfolg war der Sieg bei der Abstimmung zur 13. AHV.
Am letzten Kongress, am 27. Oktober 2022, wurde Matthias Hartwich zum neuen Präsidenten gewählt und ersetzte im Februar 2023 Giorgio Tuti, der nach 14 Jahren die Leitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals abgab. Matthias Hartwich nahm Anfang 2023 seine Arbeit auf und begann eine Tour zu Dutzenden Sektionen, um die Mitglieder in den verschiedenen Branchen und Unternehmungen kennenzulernen. Politisch gefordert waren Matthias Hartwich und sein Team wegen der Verhandlungen der Schweiz für ein Rahmenabkommen mit der EU. Der SEV setzte sich dafür ein, dass eine allfällige Öffnung des Schienenpersonenverkehrs für internationale Bahnunternehmen keine Beeinträchtigungen für das Schweizer Schienenpersonal mit sich bringt. Matthias Hartwich machte deutlich, was passieren muss, damit der SEV einem Abkommen zustimmen kann: «Auf Schweizer Schienen müssen Schweizer Lohn- und Sicherheitsstandards gelten. Taktfahrplan und Tarifintegration in der Schweiz dürfen auf gar keinen Fall geopfert werden.» Das neue Abkommen mit der EU und dessen Umsetzung wird den SEV auch in den nächsten Jahren beschäftigen.
Ebenfalls beschäftigt haben den SEV die Pläne des Bundes, die Fördergelder für den regionalen Personenverkehr (RPV) zu kürzen. 2023 reichte der SEV gemeinsam mit den Gewerkschaften Syndicom und VPOD eine Petition gegen Kürzungen im RPV beim Parlament ein. Schliesslich zog das Parlament die Sparpläne zurück. Doch Finanzministerin Karin Keller-Sutter brachte sie mit dem «Entlastungspaket 2027» erneut auf den Tisch. Der SEV protestierte 2025 mit einer Postkartenaktion gegen diese Sparpläne. Zudem machte der SEV deutlich, dass er sich gegen Kürzungen beim Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds und dem Bahninfrastruktur-Fonds wehrt. Auch die Abschaffung der Antriebsförderung und den Verzicht auf die Förderung des grenzüberschreitenden Personenschienenverkehrs (Nachtzüge) lehnt der SEV ab.
VERLÄNGERUNG GAV SBB UND SBB CARGO
Seit dem Ende der Covidpandemie schreibt die SBB wieder Rekordzahlen beim Personenverkehr, leidet aber wegen der Pandemie unter einer grossen Schuldenlast. Der SEV wehrte sich erfolgreich gegen Sparmassnahmen auf dem Rücken des Personals. Eine grosse Herausforderung war eine allfällige Erneuerung der beiden Gesamtarbeitsverträge mit der SBB und SBB Cargo. «Das Mandat aus der GAV-Konferenz war klar: Die GAV sollten verlängert und verbessert werden. Die Verlängerung haben wir erreicht und damit die Anstellungsbedingungen für die nächsten Jahre erfolgreich gesichert», sagt Patrick Kummer, der 2023 das Vizepräsidium mit dem Dossier SBB von Valérie Solano übernommen hat. Die verlängerten GAV gelten bis Ende 2028. Im Moment führt die Verhandlungsdelegation unter der Leitung des SEV Verhandlungen zu den Bereichspezifischen Arbeitszeitregelungen (BAR). Zudem sind die Verhandlungen zur Verbesserung des GAV in Planung.
2023 wurde SBB Cargo wieder zur hundertprozentigen Tochter der SBB. Das Gütertransportunternehmen macht zwar zum Teil ein Verlustgeschäft, ist aber dringend nötig für die Verlagerung des Gütertransports von der Strasse auf die Schiene. In seiner Vernehmlassungsantwort zum neuen Gütertransportgesetz hat der SEV gefordert, den Schienengüterverkehr als «Service public» zu betrachten. Das Parlament ist dieser Forderung insofern nachgekommen, als es den defizitären Einzelwagenladungsverkehr befristet finanziell fördern will. Trotzdem hat SBB Cargo einen Personalabbau gestartet, gegen den der SEV kämpft.
Damit die Interessen des Personals auch im Verwaltungsrat der SBB gewährleistet sind, stellen die Gewerkschaften zwei Verwaltungsratsmitglieder. Nach dem Rücktritt von Daniel Trolliet hat Edith Graf-Litscher 2023 diese Position übernommen. 2025 ist Jürg Hurni für den zurückgetretenen Fabio Pedrina in den Verwaltungsrat gewählt worden.
KTU UNTER DRUCK
Auch bei den konzessionierten Transportunternehmungen blieb der Druck auf das Personal hoch. In mehreren Unternehmungen startete der SEV Petitionen, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen einzufordern. Erfreulich ist, dass der SEV bei mehreren Unternehmungen GAV verlängern oder erneuern konnte. Ein gänzlich neuer GAV wurde 2025 mit der Newrest Wagons-Lits abgeschlossen, die Dienstleistungen bei Nachtzügen anbietet.
Die 2022 veröffentlichte Umfrage von Unisanté zur Gesundheit des Buspersonals wurde 2024 als kommentierte Broschüre vom SEV herausgegeben. In der Broschüre stellt der SEV klare Forderungen auf. «Da der öV eine der Lösungen des Klimaproblems darstellt, wäre es absurd, hier Milliardeninvestitionen zu machen, ohne die Gesundheit des Fahrpersonals einzubeziehen. Die Lage ist ernst und verlangt rasche Antworten», schreibt Christian Fankhauser im Vorwort. Er ging als Vizepräsident und Verantwortlicher für die KTU Ende 2023 in Pension. Valérie Boillat übernahm seine Stelle, trat aber per Ende März 2025 wieder zurück. Die Stelle wird am Kongress 2025 neu besetzt.
20 JAHRE SEV-GATA
2024 feierte SEV-GATA, die Gewerkschaft des Bodenpersonals an den Flughäfen Zürich und Genf, ihr zwanzigjähriges Bestehen. In der höchst volatilen Flugbranche konnte SEV-GATA verschiedene Achtungserfolge feiern. Eine Errungenschaft war die Erneuerung des GAV mit Swissport, der 2023 in Kraft trat und den Krisen-GAV der Covidpandemie ersetzte.
Neben den erwähnten verkehrspolitischen Erfolgen konnte der SEV mit den SGB-Gewerkschaften auch in der Sozialpolitik einiges erreichen. 2024 schafften die Gewerkschaften eine historische Sensation: Mit der Annahme der 13. AHV-Rente hat das Stimmvolk zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Schweiz eine Initiative zum Ausbau des Sozialstaats an der Urne angenommen. Abgelehnt wurde im Herbst 2024 die asoziale Reform des Pensionskassengesetzes BVG, ebenfalls dank einer starken Kampagne der Gewerkschaften.
Michael Spahr
Mitgliederzahlen und Finanzen
«Der SEV schaut positiv auf die Entwicklung in den letzten beiden Jahren zurück», sagt SEV-Finanzverwalter Aroldo Cambi. «Das gilt für die Mitgliederzahlen und für die Finanzen. Insgesamt ist der SEV 2025 sehr gut aufgestellt.»
2023 und 2024 setzte sich der positive Trend bei der Mitgliedergewinnung fort. Rund 2000 Neumitglieder per Annum konnte der SEV gewinnen. Insgesamt gewann der SEV mehr Neumitglieder, als es Abgänge gab. Wegen der demografischen Entwicklung hat der Mitgliederbestand in der gleichen Zeitspanne netto weiterhin leicht abgenommen. Wertvoll für die Gewinnung neuer Mitglieder ist die Miliz. Der SEV dankt den Mitgliedern, die jedes Jahr neue Kolleginnen und Kollegen von einer Mitgliedschaft überzeugen.
Nach dem schwierigen Finanzjahr 2022 beruhigte sich die globale Finanzwelt 2023 und 2024 wieder, mit Auswirkungen auf die Finanzen des SEV. Die Gewerkschaft ist finanziell sehr solide aufgestellt und hat in den letzten Jahren jeweils eine ausgeglichene Rechnung präsentiert. Dank einer kleinen Erhöhung der Mitgliederbeiträge konnte das strukturelle Defizit, das unter anderem durch die Teuerung über viele Jahre aufgelaufen war, abgebaut werden.
Die gute Finanzlage hat dazu geführt, dass die berufliche Vorsorge im Moment stabil und solider unterwegs ist als in früheren Jahren. Das betrifft sowohl die Pensionskasse des SEV als auch die Pensionskassen der SBB, der Symova und anderer Transportunternehmungen, bei denen der SEV die Interessen der Versicherten vertritt.